MORGENSTERN UND VOLAPÜK
Ich habe irgendwo gelesen, dass Christian Morgenstern ein leidenschaftlicher Fan der Hilfssprache Volapük war und dass er in der Schule sogar ein eigenes Volapük entwickelt hatte. Leider weiß keiner, wie das ging, und als ich ihn das letzte Mal im Café traf und fragte, ob er je Poesie in Volapük verfasst hat, wollte er sich nicht dazu äußern. Vielleicht hatten wir einfach zu viel getrunken.
Es gab Tausende Projekte für künstliche Sprachen, und man hörte nie auf, sie zu produzieren. Viele wurden kreiert, um die Lingua franca der Welt zu sein, andere wurden für Bücher erfunden, wie die Sprachen von J.R.R. Tolkien für seinen "Herr der Ringe", und wieder andere einfach zum Spaß.
Die erste konstruierte Sprache, die einen gewissen Ruhm erlangte, war Solresol (sol-re-sol), die Anfang des 19. Jahrhunderts vom Franzosen François Sudre geschaffen wurde. Es handelte sich um eine sehr musikalische Sprache: Jedes Wort war eine Kombination aus 2, 3 oder 4 Tönen, und diese Sprache konnte man sprechen, singen, pfeifen, mit einem Instrument spielen sowie als Buchstaben (sol-re-sol-fa usw.) oder als Noten schreiben.
Solresol erreichte für kurze Zeit eine hohe Popularität, war jedoch keine leichte Sprache. Erstens musste man ein absolutes Gehör haben, da es keinerlei Ähnlichkeit mit einer existierenden Sprache gab. So mussten die Wörter einfach erfunden und auswendig gelernt werden. Das Thema geriet bald in Vergessenheit, bis Ende des 19. Jahrhunderts der Konstanzer Pfarrer Johann Martin Schleyer ins Spiel kam. Er nannte sein Projekt Volapük, und wenn man weiß, dass das "Weltsprache" bedeutet (vom englischen "world-speak"), hat man schon eine erste Ahnung, wie Schleyer die Wörter bis zur Unkenntlichkeit verformte.
In der Regel haben diese Wörter 3 Buchstaben: Konsonant-Vokal-Konsonant. Manchmal kommen auch zwei Konsonanten vor oder nach dem Vokal vor, aber eher selten: aus einem 'Staat' wird ein 'tat', aus einem 'System' wird ein 'sit'. Dies ist ein wenig so, als würde man versuchen, aus dem chaotischen Stuttgart, einer Stadt, die aufgrund ihrer Topografie kaum parallele Straßen hat, dafür wahrscheinlich die meisten Sackgassen der Welt, ein ordentliches Brasilia zu machen: Das geht nur mit brachialer Gewalt.
Manche Grundwörter müssen doch länger sein, wie 'fonet' für 'Fonetik' oder 'gramat' für 'Grammatik', und die werden ins Schema Konsonant-Vokal-Konsonant-Vokal-Konsonant gepresst. Also 'atak' für 'Attacke' geht nicht, und 'tak' war vermutlich besetzt, also nahm er 'tatak' als Grundform. Oder 'jevod': nicht zu erkennen, aber wenn man weiß, dass es für Pferd steht, und J auch als SCH ausgesprochen werden kann, wird klar, dass es vom französischen 'chevaux' kommt, also 'jevo'. Da er aber noch einen Konsonanten am Ende gebraucht hat, hat er diesmal kein L genommen - was er gerne tat - sondern ein D: jevod.
"Elogob jevodis vietik": Das E von 'elogob' steht für Perfekt, Vergangenheit, 'log' kommt vom lateinischen 'oculus' und heißt 'Auge', daraus macht man ein Verb 'augen', also 'sehen', und die Endung -ob steht für 'ich'. Jevodis: jevod ist das Pferd, 'i' steht für den Akkusativ, 's' für den Plural. 'Vietik' heißt 'weiß', also steht "Elogob jevodis vietik" für 'Ich sah die weißen Pferde'.
Artikel gibt es im Volapük keine, dafür Deklinationen - Volapük ist praktisch die deutsche unter den Hilfssprachen. Die unendliche Menge an Präfixen und Suffixen - um die 300 - macht die Sprache sozusagen zu einem Superdeutsch, auch wenn die Grammatik natürlich einfacher ist.
Manche Grundwörter müssen doch länger sein, wie "fonet" für "Phonetik" oder "gramat" für "Grammatik", und diese werden in das Schema Konsonant-Vokal-Konsonant-Vokal-Konsonant gepresst. Also geht "atak" für "Attacke" nicht, und "tak" war vermutlich schon besetzt, also nahm er "tatak" als Grundform. Oder "jevod": nicht zu erkennen, aber wenn man weiß, dass es für Pferd steht, und J auch als SCH ausgesprochen werden kann, wird klar, dass es vom französischen "chevaux" kommt, also "jevo". Da er aber noch einen Konsonanten am Ende brauchte, hat er diesmal kein L genommen - was er gerne tat - sondern ein D: jevod.
"Elogob jevodis vietik": Das E von "elogob" steht für Perfekt, Vergangenheit, "log" kommt vom lateinischen "oculus" und heißt "Auge", daraus macht man ein Verb "augen", also "sehen", und die Endung -ob steht für "ich". Jevodis: jevod ist das Pferd, "i" steht für den Akkusativ, "s" für den Plural. "Vietik" heißt "weiß", also steht "Elogob jevodis vietik" für "Ich sah die weißen Pferde".
Artikel
gibt es im Volapük keine, dafür Deklinationen - Volapük
ist praktisch die deutsche unter den Hilfssprachen. Die
unendliche Menge an Präfixen und Suffixen - um die 300 -
macht die Sprache sozusagen zu einem Superdeutsch, auch wenn die
Grammatik natürlich einfacher ist.
A-E-I-O-U
für 1 bis 5, dann mit Umlaut weiter, wobei ein Umlaut
fehlte, wofür er wieder das E nahm: Ä-E-Ö-Ü.
Und was denkt man, wenn man das Wort 'tal' sieht? Höchstens
an das deutsche 'Tal', der Engländer an 'tall', groß,
hoch, aber weit verfehlt: Das ist das Wort für Erde, aus dem
lateinischen Terra bzw. französischen Terre. Vermutlich nahm
er A, tal, weil 'tel' schon durch das Wort für 2 besetzt
war, also 'tal'. Das Wort für 'Tag' hätte meiner
Meinung nach 'dag' sein können, das war aber vermutlich
schon besetzt, für 'dunkel'. Und 'deg', von day /dei/? War
vermutlich schon besetzt für die Zahl 10. Also 'del'. Auch
das H ersetzte er oft durch L: 'labön' ist 'haben', 'lad'
(von heart) ist das Wort für 'Herz'. Ja, Schleyer liebte das L. Wer könnte das Wort 'döls' auf Anhieb verstehen? Die Logik des Volapük ist "einfach": 'Idee' kann das anfängliche I nicht behalten, weil das Wort mit einem Konsonanten beginnen muss. Also dee. Das geht aber auch nicht, weil es mit einem Konsonanten enden muss, also ganz logisch L: del. Nur war 'del' vermutlich schon durch das Wort für 'Tag' besetzt, und da er das Ö noch fast mehr liebte als das L, wurde das Wort zu 'döl'. Und im Plural, 'Ideen', heißt es selbstverständlich 'döls'. Oder: Wer würde beim Wort 'lil' auf das deutsche Wort 'Ohr' kommen? Ich jedenfalls nicht, das hat aber auch seine Volapük-Logik: Englisch 'ear' wird erstmal zu 'ir', und wegen der L-Liebe zu 'il', aber es fehlt noch ein Konsonant am Anfang, und in der Regel ist das auch ein L: lil. Und die Rose? Ja, 'los' als Stammwort geht genauso wenig, weil kein Stammwort offensichtlich mit S enden darf, da es schon für den Plural steht, also wird auch da ein Buchstabe durch L ersetzt: Das Wort für 'Rose' ist LOL.
Keine Frage, Schleyer liebte Umlaute, sogar die "Sprache" wurde zu "pük", vom englischen "speak". Nur ein Deutscher - oder ein Schwede oder Türke - könnte auf die Idee kommen, Umlaute in einer konstruierten Sprache zu verwenden. Auf so eine Idee, Umlaute in einer Hilfssprache einzubauen, könnte nur ein Deutscher - oder Schwede oder Türke - kommen. Es ist nicht sehr praktisch für eine internationale Sprache, wenn man bedenkt, dass die meisten Sprachen weder solche Laute noch solche Schriftzeichen kennen. Nicht sehr praktisch für eine internationale Sprache, wenn man bedenkt, dass die meisten Sprachen weder solche Laute noch solche Schriftzeichen kennen. Klar, das Ä können die meisten aussprechen, aber viele können nicht zwischen geschlossenem /e/ "stehlen" und offenem E "stellen/ställen" unterscheiden, vor allem wenn sie die gleiche Länge haben. Volapük hat Präfixe und Suffixe für alles, zum Beispiel 'ho' für kastrierte Tiere: 'gok' ist ein Huhn, 'hogok' ist ein Kapaun. Es gibt auch ein Suffix für große Inseln und ein Suffix für kleine Inseln, das 'uän' heißt. So sind 'Ficiyuäns' die Fidschi-Inseln und 'Havayuäns' die Hawaii-Inseln. Man kann sogar 'pureidöl' sagen, anstatt wie im Englischen 'being have read in the future' (in der Zukunft gelesen worden sein) - fantastisch. Man kann sogar 'pureidöl' sagen, statt wie im Deutschen '(künftig) gelesen worden seiend' - toll.
Morgenstern und ich haben einige Unterschiede, zum Beispiel war er ein Dichter, während ich eher ein "Undichter" bin. Aber wir haben auch einige Dinge gemeinsam: Er hatte eine Nase, ich auch; er musste manchmal furzen, ich auch; und er erfand als Schüler eine Sprache - ich auch.
Meine hieß "Dal", und ich hatte einiges gemeinsam mit Schleyer: die Liebe für die Umlaute (obwohl meine Muttersprache Portugiesisch ist, die keine Umlaute hat), die Vorliebe für kurze Wörter - auch ich könnte das Wort "Psychologie" einfach "Sik" oder "Psik" nennen. Die Wörter aus den verschiedenen Sprachen wurden nach der Kürze und nach meinem Geschmack gewählt. Für mich (wie für ihn) war die Struktur, der Klang wichtig, nicht die Lesbarkeit der Wörter. Auf die Idee, Fälle einzubauen wie Volapük, bin ich aber doch nicht gekommen.
In diesem Text haben die ersten drei Sätze jedes Absatzes Versionen der drei Sprachen, die ich in diesem Text beschreibe:
1. Ein Satz ist in Sprache X, die sich in Richtung Volapük entwickelt (rot markiert). 2. Ein zweiter Satz ist in Sprache Y, die sich in Richtung Esperanto entwickelt (grün markiert). 3. Ein dritter Satz ist in Sprache Z, die sich in Richtung "Europix" entwickelt (blau markiert).
Nach jedem Satz folgt eine deutsche Übersetzung, zunächst in "Wunschdeutsch" und später in "Ultradoitsh" (beides sind meine eigenen Kreationen), es sei denn, der Satz ist so leicht zu verstehen wie in diesem Beispiel.
Die Sprachen sind leicht zu erkennen:
- Wenn sie unerwartete Umlaute und viele "L" enthält, tendiert sie zu Volapük. - Wenn sie viele "A", "O" oder "J" am Ende hat, ist es Esperanto. - Andernfalls handelt es sich um Europix.
Jedenfalls veröffentlichte einige Jahre später der Augenarzt Ludwik Zamenhof aus Bialystok, Polen, seine Esperanto-Grammatik. Es dauerte nicht lange, bis Esperanto dem Volapük den Rang als führende künstliche internationale Sprache abgelaufen hatte. Viele Volapük-Anhänger wechselten zu Esperanto. Der erste Entwurf seiner Sprache ähnelte Volapük noch viel mehr. Zum Beispiel war das Wort für "leicht" ursprünglich "fala". Bald aber erkannte Zamenhof, dass viele Menschen Volapük gerade wegen der Unkenntlichkeit der Wörter kritisierten. Daher entschied er sich für "facila", das Sprecher romanischer Sprachen sofort erkennen können. Zamenhof nannte seine Sprache zunächst "Internacia Lingvo" (Internationale Sprache). Da er sich selbst aber "Dr. Esperanto" (Dr. der Hoffende) nannte, wurde auch seine Sprache so bezeichnet.
Esperanto hatte einerseits die Sonderzeichen nicht abgeschafft, sondern deren Zahl sogar erhöht. Andererseits hatte es nur einen einfachen Akkusativ (mit -n), und der große Vorteil war: Die Wörter waren deutlich leichter zu erkennen. Man konnte damit rechnen, dass ein Wort wie 'Struktur' auf Esperanto 'strukturo' war - die Substantive enden auf O. In Volapük könnte man höchstens auf so etwas wie 'stuk' oder 'tuk' setzen, aber es kommt am Ende noch viel seltsamer daher: 'binod'. Außerdem hatte Schleyer entschieden, dass nur der Cifal, der große Chef, also er, über neue Wörter und eventuelle Änderungen entscheiden durfte, was nicht besonders demokratisch war.
Besonders wenig von Volapük begeistert waren sicher die Französinnen. Das Wort für Dame, Frau (wenn man das Wort an sie richtet) kommt vom englischen 'lady' und ist 'läd'. Das heißt aber im Französischen 'die Hässliche'. Also klingt 'Läd Diana' für französische Ohren wie 'Die hässliche Diana'. Jede Frau ist sozusagen hässlich.
Apropos, Johann Martin Schleyer war der Urgroßonkel von Hanns-Martin Schleyer, dem Manager, der ein Jahrhundert später eine unangenehme Begegnung mit der RAF hatte. Jedenfalls hat sich die Esperanto-Bewegung rasch über die Welt ausgebreitet. Es war auch eine sehr günstige Zeit dafür: Französisch kam gerade von seinem Podest als Lingua franca der Welt herunter, Englisch war noch nicht ganz oben angekommen, die beiden Sprachen trafen sich sozusagen auf halbem Wege. So wussten viele nicht mehr, welche Sprache sie als zweite Sprache lernen sollten. Da kam Esperanto als neutrale Sprache gerade recht.
Übrigens
war Johann Martin Schleyer der Urgroßonkel von Hanns-Martin
Schleyer, dem Manager, der ein Jahrhundert später eine
unangenehme Begegnung mit der RAF hatte. Die Esperanto-Bewegung
breitete sich jedenfalls rasch über die Welt aus. Es war
auch eine sehr günstige Zeit dafür: Französisch
verlor gerade seinen Status als Lingua franca der Welt, während
Englisch noch nicht ganz an der Spitze angekommen war. Die beiden
Sprachen trafen sich sozusagen auf halbem Wege. So wussten viele
nicht mehr, welche Sprache sie als Zweitsprache lernen sollten.
Da kam Esperanto als neutrale Sprache gerade recht. Esperanto weist einige Probleme auf, über die sich die meisten Kritiker einig sind:
1) Die vielen Sonderzeichen 2) Den Akkusativ 3) Die Tatsache, dass die weiblichen Formen von den männlichen abgeleitet sind
So ist "patro" der Vater, "patrino" ("Väterin") die Mutter. Nicht wenige kritisieren auch die vielen unkenntlichen Komposita, wie zum Beispiel "malsanulejo": Hat man sich schwer verletzt und sucht nach einem Krankenhaus, wird man kaum auf den Gedanken kommen, dass sich das Gebäude hinter dem Schild "Malsanulejo" verbirgt. Das kommt so zustande: "sana" heißt gesund, "MALsana" heißt krank, "malsanULo" kranker Mensch, "malsanulEJo" Platz für kranke Menschen.
Aber
Esperanto ist eine lebendige Sprache, und inzwischen gab es eine
Entwicklung: Man darf auch "hospitalo" sagen. Die
Sonderzeichen können mittlerweile durch ein H oder ein X
nach dem Konsonanten, auf dem das Häkchen stehen würde,
ersetzt werden. Also statt "ŝanĝi" (wechseln,
tauschen) kann man auch "sxangxi" oder "shanghi"
schreiben. Theoretisch wäre "sxangxi" besser, da
sonst kein X im Esperanto existiert, aber das H sieht deutlich
weniger befremdlich aus, wie zum Beispiel "shi" statt
"sxi" (für "sie", die Frau), oder eben
"shanghi" statt "sxangxi". Es gab immer wieder Versuche, die Sprache zu reformieren. Der wohl berühmteste Versuch stammte von Louis de Couturat und Louis de Beaufront und wurde 1907 in der Delegation für die Annahme einer internationalen Hilfssprache präsentiert.
Die neue Version schaffte die diakritischen Zeichen ab. Der Akkusativ wurde nur noch in besonderen Fällen benutzt, also wenn der Satz nicht in der normalen Reihenfolge stand. Obwohl die Endung für das Femininum '-in' weiter existierte, wurde auch eine Endung für das Maskulinum kreiert, '-ul': 'frato' bedeutet Bruder oder Schwester, 'fratino' ist die Schwester, 'fratulo' der Bruder.
Die
Sprache wurde weniger methodisch in der Wortbildung: Das Wort für
'klein' war nicht mehr 'malgranda' (so etwas wie "ungroß"),
sondern 'mikra'. 'Krank' hieß nicht mehr 'malsana'
(ungesund), sondern 'malada'. Dies ist natürlicher für
die Sprecher europäischer Sprachen, hat aber auch den
Nachteil, dass man (vor allem als Sprecher einer
nicht-europäischen Sprache) mehr Wörter lernen muss. Es
gibt Hunderte oder Tausende solcher Paare, und bei
granda-malgranda muss man nur ein Grundwort lernen, bei
granda-mikra zwei. Und das Ganze tausendfach. Ein weiterer Vorteil der neuen Version war, dass der Plural natürlicher klang und die Kongruenz nicht mehr nötig war: In Esperanto sagt man 'ĉevalo' zum Pferd, die Mehrzahl wird mit -j gebildet, also 'ĉevaloj', und die Akkusativendung ist -n. Der Satz "Ich sah die Pferde" heißt auf Esperanto also 'Mi vidis la ĉevalojn'.
Das Adjektiv, das auf -a endet, bekommt ebenfalls ein -j und ein -n wie das Substantiv. Daher sagt man "Mi vidis la blankajn ĉevalojn" (Ich sah die weißen Pferde).
In
der neuen Version wird das deutlich einfacher: Mi vidis la blanka
kavali.
Nach Ido erschienen noch viele Versuche, Esperanto zu reformieren, aber jeder Versuch, die Sprache zu verbessern, wurde zu einer neuen Sprache und zu einem Konkurrenten des Esperanto.
Eine andere Sprache, die eine gewisse Bekanntheit erlangte, war Latino sine Flexione vom Italiener Giuseppe Peano. Dies ist ein Latein ohne Deklinationen und Konjugationen, das später den Namen Interlingua bekam. Bedauerlicherweise hat es eine etymologische Orthographie, also "ph"s und unnötige Doppelkonsonanten wie in "communication", von denen sich die meisten Sprachen in Europa schon längst verabschiedet haben. Für mich ist das eine Todsünde in einer Hilfssprache, die Internationalität erreichen will. Und trotzdem ist die Sprache in der Tat sehr leicht zu lesen, vorausgesetzt man kann eine romanische Sprache. Alle anderen, und das schließt die vielen Millionen, wenn nicht Milliarden ein, die Englisch, aber keine romanische Sprache können - sie haben da keine Chance.
Die Fixierung auf die romanischen Sprachen war ebenso ein Problem des Esperanto. Obwohl Esperanto eher wie Italienisch klingt, ist der größte Wortlieferant für Esperanto bei Weitem das Französische. Vor über 100 Jahren war es normal, dass man Französisch sprach, vor allem die Intellektuellen sprachen alle Französisch. Das wird aber immer weniger üblich, und man spricht immer mehr Englisch und zunehmend auch Spanisch.
Viele tausend Bücher wurden ins Esperanto übersetzt, und nicht wenige wurden auf Esperanto als Originalsprache geschrieben. Die Sprache erlebt mit dem Internet eine gewisse Renaissance, weil man keinen Nachbarn mehr braucht, der Esperanto spricht, um in der Sprache zu kommunizieren. Es ist sehr weit davon entfernt, mit großen Sprachen wie Englisch oder Deutsch zu konkurrieren, es hat aber immerhin mehr Wikipedia-Einträge als kleinere Sprachen wie Dänisch oder Bulgarisch.
Viele meinen, die Welt braucht kein Esperanto, da sie schon Englisch hat, und das ist leicht genug. Man bekommt diesen Eindruck wegen der relativ einfachen Grammatik, aber die Aussprache hat 5 Laute, die es in den meisten Sprachen nicht gibt - das ist eine ganze Menge! - und Nicht-Muttersprachler behelfen sich meistens mit Lauten, die sie in der eigenen Sprache haben. Es wird selten problematisch für das Verständnis, weil die meisten Menschen, Muttersprachler oder nicht, an BSE - Bad, Simple English - gewöhnt sind. Und dann hat Englisch eine Orthografie, die schon fast so logisch ist wie die chinesischen Schriftzeichen. Selbst muttersprachliche Professoren müssen ab und zu erkennen, dass sie ihr ganzes Leben gewisse Wörter falsch ausgesprochen haben. Und dann verschafft das den Muttersprachlern einen Heimvorteil, weil sie es immer besser können als die anderen. Zu guter Letzt gibt es keine Garantie, dass es nicht irgendwann wieder einen Wechsel gibt - wenn China in wenigen Jahren die USA überholt hat, könnten sich die Chinesen fragen, ob sie wirklich die Sprache der Nummer 2 sprechen sollten, wenn sie mit dem Rest der Welt kommunizieren. Da das Chinesische für Ausländer kaum erlernbar ist, könnten die Chinesen doch auf die Idee kommen, Esperanto zu lernen, um mit der Welt zu kommunizieren, und da würden sicher viele mitziehen, um mit den Chinesen zu kommunizieren, und dann mit dem Rest der Welt.
Es ist nicht bekannt, wie sehr sich Morgenstern mit Esperanto beschäftigte. Inwieweit Morgenstern sich mit Esperanto beschäftigte, ist nicht überliefert. Als Befürworter einer internationalen Hilfssprache bin ich deutlich für Esperanto und gegen Volapük. Aber als Dichter wäre ich eher für Volapük. Irgendwie finde ich die Sprache bunter und exotischer. Und durch das stark Schematische ist es für den Rhythmus ein Paradies. Zum Reimen genauso: Man nehme ein L, dann nehme man ein Ö, und sicher wird sich jede Menge Wörter finden, die reimen. Böl, döl, göl, die Liste ist lang, "lieben" heißt 'löfön', und 'köl' dürfte auch klar sein: Das ist die Farbe, von kulöl, ich meine Couleur. Was heißt Englisch "ardent, highly emotional" auf Volapük? Fäküköl! Nicht einmal die Finnen könnten es besser! Na ja, vielleicht toppen sie es sogar, mit einem Wort wie fääküükööläinän...
Sucht man für ein Gedicht ein Adjektiv, das mit -ik endet, weil man gerade ein Adjektiv hatte, das mit -ik endet? Kein Problem, alle Adjektive enden auf -ik!
In letzter Zeit kam ich nicht nur auf die Idee, die Rechtschreibung der Sprachen, die ich kenne, zu reformieren, sondern auch darauf, eine neue Hilfssprache zu erschaffen: Europix.
Diese Sprache ist eine Mischung aus allen europäischen Sprachen, wobei die Wörter mathematisch ermittelt werden. Je internationaler ein Wort ist, desto größer sind die Chancen, dass es aufgenommen wird. Auch die Kürze spielt eine Rolle, wenn auch nur eine sekundäre.
Jede Sprache hat ein bestimmtes Gewicht, je nach der Zahl der Sprecher in der ganzen Welt. Das Gewicht ist nicht direkt proportional. Das heißt, Englisch hat das Gewicht 8, Maltesisch das Gewicht 1, obwohl Englisch mehr als tausendmal mehr Sprecher hat.
Natürlich hat Europix seine Präfixe und Suffixe, die für möglichst viele Menschen erkennbar sein sollen, aber es verzichtet größtenteils auf einen großen Wortschatzaufbau mit ihnen, wie es viele Hilfssprachen tun. Es verzichtet auch auf obligatorische Endungen für bestimmte grammatikalische Klassen. So heißt es weder 'kaf', 'kafa' noch 'kafon', sondern 'cafe', und dieses Wort ist sofort erkennbar. Es heißt weder 'granda' für groß und 'malgranda' für klein, es heißt 'mega' und 'mini'. Auch nicht 'pli' für 'mehr' und 'malpli' für weniger, sondern 'plus' und 'minus'. Das ist ein Vorteil für die meisten Sprecher europäischer Sprachen, für andere wiederum ein Nachteil, weil sie bei solchen Paaren zwei Wörter lernen müssen statt einem. Esperanto ist flexibel, und das Lernen, wie man die Sprache verwendet, ist in Esperanto etwas leichter als in Europix, da man weniger Wörter lernen muss. Der Vorteil von Europix liegt bei der besseren Vermarktbarkeit, vor allem natürlich in Ländern, die europäische Sprachen sprechen. Man versteht viel schneller einen Satz als im Esperanto, und viel, viel schneller als in Volapük. Und das ist der erste Kontakt der Menschen mit der Sprache - das, was man liest oder hört. Wenn man es einigermaßen lesen kann, ist man begeistert.
Plao, in Europix wird die Lautstruktur durch Vokal-Konsonant-Kombinationen bestimmt: Wörter enden oft auf Vokale, aber dieser Vokal verschwindet, wenn kein Konsonant folgt. Europix hat zudem die Vokal-Konsonant-Harmonie: Die große Mehrheit der Wörter endet auf einen Vokal, aber dieser Vokal verschwindet, wenn danach kein Konsonant kommt.
Ein Beispiel für die Vermeidung von Vokal- und insbesondere Konsonantenansammlungen findet man im Deutschen mit dem Wort „seCHSTSCHNellster“, das acht Konsonanten hintereinander hat. Im Französischen gibt es viele solcher Fälle, in denen Konsonanten je nach folgendem Vokal ausgesprochen werden oder nicht. Man nennt dieses Phänomen „liaison“.
Hier sind einige Sätze in drei Sprachen:
- Volapük: Binol-li lienetik? - Esperanto: Chu vi estas freneza? - Europix: Yu gaga
Ich habe das Wort 'lienetik' gesehen und mich gefragt, woher es kommt. Dann fiel mir auf: lunatic. Mondbewohner. Warum hat er nicht einfach 'lunatik' gelassen?
**Volapük:** Wir besuchen das Wort in der Malädanöp (Krankenhaus).
**Esperanto:** Die Kinder besuchten ihre Mutter im Krankenhaus (oder heutzutage auch im Spital).
**Europix:** Die Kinder besuchten ihre Mama im Krankenhaus.
Europix hat ein Suffix für 'Platz für...', -um, sodass ich das Haus für Kranke 'maladum' nennen kann. Europix hat ein Suffix für 'Platz für...', das ist -um, also könnte ich die Einrichtung für kranke Menschen 'maladum' nennen. Aber medizinisch gesehen heißt es 'hospital', und niemand nennt es 'maladum'... Aber 'hospital' verstehen sehr viele, während 'maladum' vermutlich ziemlich wenige verstehen.
Manchmal hat Europix ein zusammengesetztes Wort, während Volapük und Esperanto einzelne Wörter haben: In Volapük sagt man 'sark' für 'Sarg', in Esperanto 'cherko' (auch wenn es vom französischen 'cercueil' kommt, werden nicht viele Franzosen es verstehen), in Europix heißt es 'mortibox' (was hoffentlich viele verstehen). Manchmal macht Europix ein zusammengesetztes Wort, wo Volapük und Esperanto Einzelwörter haben: 'sarg' heißt auf Volapük 'sark' (leicht für Deutsche), Esperanto sagt 'cherko' (auch wenn es vom französischen 'cercueil' kommt, werden nicht viele Franzosen es verstehen), auf Europix heißt es 'mortibox' (leicht für hoffentlich viele).
### Volapük „Ich gehe in die Tanzschule und ich bin froh, weil ich die Lehrerin liebe!“
### Esperanto „Ich gehe in die Tanzschule, und ich bin glücklich, weil ich die Lehrerin liebe!“
### Europix „Ich gehe zur Tanzschule, und ich bin glücklich, weil ich die Lehrerin liebe!“
### Weitere Bemerkungen „Ja, hoffentlich liebt mich auch die Tanzlehrerin...“
### Volapük und seine Quellen
Volapük
hat viele Wörter aus dem Englischen, auch wenn sie oft
schwer zu erkennen sind. Zum Beispiel bedeutet „love fots“
einfach „über den Wäldern“, abgeleitet vom
Englischen „over (the) forests“. Die Hauptquelle für
Volapük-Wörter ist Englisch, gefolgt von vielen Wörtern
aus dem allgemeinen romanischen Bereich (meist Französisch
oder Latein) und Deutsch. Im Gegensatz dazu basiert Esperanto
stark auf romanischen Sprachen, wobei die Wörter
hauptsächlich aus Französisch und Latein
stammen.
„Ich liebe dich, Volapük klingt ein bisschen wie Macaränapük, Esperanto wie eine Mischung aus Italienisch und Litauisch, und Europix vielleicht wie... Katalanisch? Volapük klingt in meinen Ohren ein bisschen wie Ungarisch, Esperanto wie eine Mischung aus Italienisch und Litauisch, und Europix vielleicht wie... Katalanisch?
Damit das Flugzeug starten und in der Luft bleiben kann, waren um 1900 zwei Dinge notwendig: günstige Winde und ein Flugzeug mit genügend PS. Damit das Flugzeug in die Luft kommt und dort bleiben kann, waren damals um 1900 zwei Dinge notwendig: günstige Winde und ein Flugzeug mit genügend PS. Die Winde waren günstig, aber Esperanto hatte drei wesentliche Mängel, die dem Flugzeug einiges an PS nahmen. Die Winde waren günstig, aber Esperanto hatte drei bedeutende Fehler, die dem Flugzeug einiges an PS entzogen. Es könnte also funktionieren, aber es war im Schatten von Esperanto. Eine Sprache wie Europix hätte wahrscheinlich bessere Chancen gehabt, bei günstigen Winden, aber jetzt sind die Winde überhaupt nicht günstig. Europix ist auch keine Konkurrenz zu Esperanto: Esperanto hat viele Tausende oder Millionen Sprecher (je nachdem, wie man die Menschen als Sprecher einer Sprache definiert), reichlich Literatur, und es gibt sogar ein Netzwerk von vielen Esperantisten auf der ganzen Welt, bei denen man als Gast bleiben kann. Trotzdem sind die Chancen, wenigstens momentan, sehr gering, dass es eine richtige Lingua Franca der Welt wird.
Wie soll Europix also auf ein Niveau kommen, wo der einzige Mensch, der die Sprache spricht, ich bin – und das nicht einmal so fließend, da man dazu Gesprächspartner braucht? Also kann ich es nur zum Spaß machen. Und es macht Spaß! Dabei lernt man noch einiges, zum Beispiel dass 'Hut' auf Estnisch 'müts' heißt oder dass 'Nutze' auf Litauisch 'kekše' heißt.“
**VISUEL JÖNAVIK**
Der visuelle Gedanke schwebt über dem Stein, die blauen Zäune leuchten. Was bedeutet es für wen? Die Augen schauen, die Gedanken sind wie Blasen: die Violinen spielen, wir schreiben Gedichte für die Huldigung.
Kannst
du jetzt erraten, was es sein könnte? Hast du schon eine
Idee, was das sein kann? Ja, das ist der ästhetische
Zauber.
Und dann kommt Esperanto. In dieser Sprache wird die vorletzte Silbe betont.
**DER ÄSTHETISCHE WIESEL**
Wiesel saß auf dem Kiesel allein mit seinem Fuzzel. Weißt du, warum? Gavial' übersetze ich dir ohne Angst: das rote Tier garantiert,
er
tat es so für den Reim.
**Der ästhetische Witz**
Ein Witz sitzt auf einem schönen Felsen zwischen drei kleinen Muscheln. Sag mal, wie geht's dir? Der Mond flüstert schon jetzt in meinen Träumen: klar ist die Wolke, die war die ganze Zeit da!
Und
nun kommen wir zu dem Gedicht "Die große Lalula".
Dies war die schwierigste Poesie zu übersetzen, da es sehr
kompliziert ist, Wörterbücher für diese Sprache zu
finden – ganz zu schweigen von der schrecklichen Grammatik!
Das war die schwierigste aller Übersetzungen, da es sehr
schwer ist, an Wörterbücher für diese Sprache zu
gelangen – ganz zu schweigen von der schrecklichen
Grammatik! Ich habe es in eine einheitliche Sprache übersetzt,
eine Mischung aus Volapük, Esperanto, Europix, Interlingua,
Solresol, Lojban, Klingonisch und Suaraf, einer Hilfssprache, die
auf Finnisch, Arabisch und afrikanischen Sprachen basiert, um die
Kommunikation zwischen diesen Völkern zu erleichtern. SHASHISHU BUNGABUNGA
Quatsch und Unsinn! Kauderwelsch! So ist das eben - wie es auch sei... Holler und Tanz, sing und juchhe! Lass uns feiern. Sha shi shu shu shi sha! Shu shi sha sha shi shu!
Safuh telinte ma lifest Nundi za kaidai. Pele ke li, she la divest, Pulli ta maidai: Mi mo mai mai mo mi! Mai mo mi mi mo mai!
Stopeka numa belanet shuntu tantu bou! Kiku kaski, kade kanet zoizo shukun tou! Daudidou doudidau! Doudidau daudidou!
Ich lese gerade das neue Buch "Die Bienen und das Unsichtbare" von Clemens Setz, der die Geschichte der Erfindung von Hilfssprachen erzählt - vor allem in ihrem dichterischen Aspekt. Aufregend! Spannend! Dabei lernt man auch, dass im Volapük 'mudel' Montag ist, 'tudel' Dienstag, 'vedel' Mittwoch und 'dödel' Donnerstag. Heute ist Donnerstag.
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